Tiefenpsychologie
Unsere psychologische und psychotherapeutische Ausrichtung ist tiefenpsychologisch. Diese Orientierung hilft uns zu verstehen, wie krankheitswertige Störungen, Probleme oder auch Persönlichkeitsaspekte individuell bzw. biografisch entstanden sind. Deshalb möchten wir hier auf einige grundlegende Annahmen der Tiefenpsychologie eingehen, die auch für unsere therapeutische Tätigkeit mit EMDR von Bedeutung sind.
Die Tiefenpsychologie geht davon aus, dass das bewusste Denken, Fühlen und Handeln wie auch die körperliche Gesundheit des Menschen ständig von unbewussten Prozessen mitbeeinflusst werden. Für gewöhnlich nehmen wir davon nur die Auswirkungen wahr, die natürlich hilfreich, aber auch hinderlich sein können.
All unsere Lebenserfahrungen prägen in uns eine Vorstellung davon aus, wie die Welt um uns herum funktioniert, wie Beziehungen geführt werden und wer wir selber sind. Dies ist ein lebenslanger und sich ständig verändernder bzw. veränderbarer Prozess, der schon in der frühesten Kindheit beginnt.
Gerade die allerersten Lebensjahre sind für die geistige und persönliche Entwicklung von ganz erheblicher Bedeutung, da in dieser sensiblen Zeit die kognitiven und emotionalen Fähigkeiten erst heranreifen und ausgebildet werden. Zusätzlich sind Kinder vor allem in dieser völlig abhängigen Phase darauf ausgerichtet und angewiesen, sich bestmöglich an ihre Umwelt anzupassen - wie auch immer diese sein mag.
Die sich einst entwickelten strukturellen Fähigkeiten sind so tief im Innern eingerichtet und automatisiert worden, dass sie letztlich wie von selbst sprich unbewusst ablaufen, und dadurch unser Denken, Fühlen und Handeln andauernd unterschwellig beeinflussen. Verständlicherweise sind aber manche dieser so entstandenen (Re-)Aktionsmuster heute nicht mehr angemessen, weder den Menschen noch den Situationen gegenüber.
Auch nach der (frühen) Kindheit kann es immer wieder zu Situationen kommen, in denen eigene Wünsche und Bedürfnisse z. B. nach Nähe, Aufmerksamkeit oder Wertschätzung nicht befriedigt werden. Solche Erfahrungen sind in einem gewissen Ausmaß normal und mitunter sogar förderlich. Wenn die daraus resultierenden emotionalen Spannungen im Innern allerdings zu stark sind und sich nicht lösen lassen, werden diese konflikthaften Inhalte gewissermaßen zum Selbstschutz verdrängt bzw. ins Unbewusste abgewehrt. Von dort aus färben auch sie dann weiter unterschwellig unser Denken, Fühlen und Handeln.
Durch diese Prozesse gewöhnen wir uns daran, in all unseren Lebensbereichen auf eine für uns typische Art zu (re-)agieren, die aber wegen ihrer konflikthaften Färbung immer wieder dazu führen kann, dass wir in bestimmte Situationen geraten, in denen sich der Grundkonflikt reinszeniert. Obwohl diese Reinszenierungen heute unangemessen und für gewöhnlich sehr leidvoll sind, können sie als positive Chance verstanden werden, diesen zugrundeliegenden Konflikt zu erkennen, zu verarbeiten und letztlich aufzulösen.
Die Tiefenpsychologie hilft also zu verstehen, wie wir uns psychisch entwickeln, welche inneren Prozesse dabei ablaufen und wie (sehr) Unbewusstes unser Leben mitbeeinflusst. In diesem Zusammenhang kann gerade auch EMDR eine wunderbare Methode sein, sich eigener unbewusster Prozesse und Inhalte bewusst zu werden, diese positiv zu verändern oder bestenfalls aufzulösen, wenn sie hinderlich sind. So können wir freier und kreativer denken, fühlen und handeln, um unser Leben in allen Bereichen erfreulicher zu gestalten.