Britta und Andreas Himmelstoß
                                          Diplom-Psychologin und Heilpraktiker


     EMDR

 

Eye Movement Desensitization and Reprocessing


EMDR ist die Abkürzung für "Eye Movement Desensitization and Reprocessing",

was auf Deutsch "Desensibilisierung und Neuverarbeitung durch Augenbewegung" bedeutet.

Bereits in den frühen Jahren der Entwicklung des "Neuro-Linguistischen Programmierens" entdeckte Richard Bandler, einer der Begründer des NLP, dass an den Augenbewegungen erkannt werden kann, in welchen Hirnregionen bzw. Sinnessystemen gerade Informationen abgerufen oder verarbeitet werden. So kann anhand der Blickrichtung der Augen festgestellt werden, ob die Person innerlich etwas sieht, hört, fühlt oder auch mit sich selbst spricht, und welche Hirnregionen gerade entsprechend aktiviert sind.

In diesem Zusammenhang war die US-Amerikanerin Francine Shapiro die Erste, die entdeckt hat, dass auch in entgegengesetzter Richtung neuronale Verknüpfungen vorhanden sind. So bemerkte sie bei einem Spaziergang durch den Park, dass sich ihre emotionale Belastung aufgrund ihrer Krebserkrankung reduziert hatte, nachdem sich ihre Augen wegen der vorhandenen Licht- und Schattenverhältnisse spontan hin- und herbewegten. Damit war die Idee von EMDR als psychotherapeutische Methode im Jahr 1987 geboren. Bei nachfolgenden Forschungen hat Shapiro festgestellt, dass durch eine kontrollierte Bewegung der Augen Hirnregionen bilateral so stimuliert werden können, dass die Informationsverarbeitungen verbessert und die emotionale und kognitive Bewertung der Informationen positiv verändert werden. Dementsprechend führt der Therapeut beim EMDR die Augen des Klienten mit zwei Fingern in einer schnellen Rechts-links-Bewegung, während sich der Klient mit seiner inneren Wahrnehmung eine bestimmte Situation vorstellt. Dieser Prozess wird immer mehrmals durchgeführt.

Übrigens erinnern die so erzielten raschen Augenbewegungen an die REM-Phase (Rapid Eye Movement), welche im Schlaf mehrmals durchlaufen wird, weshalb EMDR auch als wache REM-Phase bezeichnet werden könnte. Die Funktion des REM-Schlafes ist zwar noch unklar, doch es wird vermutet, dass während dieser Schlafphase erlebte Situationen verarbeitet und aufgenommene Informationen im Langzeitgedächtnis gespeichert werden.

Shapiro hat aus ihrer eigenen belastenden Erfahrung heraus EMDR zunächst ausschließlich auf Traumafolgestörungen angewandt, weshalb EMDR als moderne Traumatherapiemethode begann. Im Bereich der posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) ist EMDR heute eine der bestuntersuchten und effektivsten Psychotherapiemethoden, deren Wirksamkeit als wissenschaftlich sehr gut belegt gilt. Es hat sich gezeigt, dass durch diese Technik Prozesse im neuronalen Netzwerk aktiviert und nachhaltig neue Verknüpfungen erschaffen werden. So lassen sich beispielsweise vorhandene Blockaden bei verdrängten Erinnerungen abbauen, damit alte emotionale Belastungen bewusst verarbeitet und dann aufgelöst werden können. Zudem wird durch das gleichzeitige Stimulieren beider Gehirnhälften erreicht, dass Themen sowohl logisch-rational als auch intuitiv-emotional, und damit ganzheitlicher betrachtet und bewertet werden. Auf diese Weise tragen neue Betrachtungswinkel und Handlungsstrategien zur Problemlösug bei und setzen Heilungsprozesse in Gang.

Seit der ursprünglichen Entwicklung und erfolgreichen Anwendung von EMDR im Bereich der Traumafolgestörungen entwickelt sich diese Methode aktuell beständig weiter, so dass ihr Einsatz längst nicht mehr nur darauf beschränkt ist. Auch in anderen problematischen oder alltäglichen Lebenssituationen sind es meist verdrängte negative Emotionen oder belastende Erinnerungen, die unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen oder blockieren. An dieser Stelle kann EMDR die notwendigen Reorganisations- und Integrationsprozesse anregen, die neue Verbindungen im neuronalen Netzwerk erschaffen und dadurch zur Heilung beitragen.